2. Die Vorgänger der Füllfeder

Die Hauptmotivation eine Füllfeder zu erfinden liegt darin, sich den Weg mit dem Federkiel vom Tintenfass zum Papier zu sparen. Viele Methoden und Entwicklungen resultierten daraus. Hier eine unvollständige Aufzählung von richtungsweisenden Erfindungen.

 

1636 konstruierte der Mathematikprofessor Daniel Schwentner an der Universität Altdorf bei Nürnberg, eine Feder mit drei ineinandergeschobenen Gänsekielen, "welche die Dinten hält und so viel lasset, als man bedürftig". Mit dieser Erfindung liess sich ein grösseres Quantum an Tinte aufnehmen.

 

Die frühesten erhaltenen Füllfederhalter datieren aus dem frühen 18. oder möglicherweise späten 17. Jahrhundert. Sie sind aus Metall gefertigt und am häufigsten wurden - obwohl bereits die ersten Goldfedern bekannt waren - abgeschnittene Federkiel-Spitzen als Schreibfeder verwendet. Diese werden oft als "Bion"- Stifte benannt, nach dem Französisch königlichen Instrumentenbauer Nicolas Bion (1652-1733), welcher in einer Abhandlung im Jahre 1709 seine Kenntnisse veröffentlicht hat. Bion selber hat aber keinen Anspruch darauf ihr Erfinder zu sein, denn es gibt keine Hinweise darauf, dass er solche jemals selber gebaut, geschweige denn patentiert hat.

 

 Hier ein Modell, welches im Grundprinzip der Feder von Bion entspricht.

Die ganze Feder besteht nur aus vier Teilen; dem Griffstück, dem Schaft und dem Deckel. Die abgebildete Metallfeder, als viertes Teil, ist vermutlich kein Original.

 

Zwischen dem Tintenraum und dem Griffstück reguliert ein poröses Material den Tintenfluss.

Um 1786 baute der Leipziger Mechanikus Scheller eine Reiseschreibfeder. Er bezeichnete diese als "artige Reiseschreibfeder mit beständig Dinten". Sie bestand aus Bronze und Horn und wurde mit einer Kielfeder versehen. Allerdings beschrieb ein Zeitgenosse diese Reiseschreibfeder als „ein Ding, das so viel Verdruss bereitet als ein Kind, was sein Wasser nicht bei sich halten kann".

 

Ab Mitte des 18 Jahrhunderts wurden Federhalter aus gewalztem Metall populär. Jeder Federhalter hatte einen Röhrenschaft, der Tinte enthielt, aber der Tintenfluss liess sich noch nicht kontrollieren.

 

Hier ein Beispiel, wie man dem Problem des unkontrollierten Tintenflusses in den Griff bekommen wollte:

 

 

Ein Baumwollfaden, der um einen Stift gewickelt wurde, soll dafür sorgen, dass die Tinte langsam nach unten fliesst.

Am 25. Mai 1827 bekommt der rumänische Ingenieur und Mathematiker Petrache Poenaru, von der französischen Regierung unter dem Namen "plume portable sans fin, qui s'alimente elle-même avec de l'encre" die Erfindung eines Füllfederhalters beurkundet. 

Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts gab es nur langsame Fortschritte in der Entwicklung. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts beschleunigte sie sich diese und die Anzahl der produzierten Füllfederhalter stieg. Dies hing hauptsächlich damit zusammen, dass drei entscheidenden Erfindungen gemacht wurden; 

  • dem Hartgummi (Charles Goodyear), ein relativ günstiger Werkstoff, der leicht zu bearbeiten ist und zudem einigermassen chemikalienresistent ist, 
  • der Goldfeder (aus 14 oder 18 Karat) mit Iridiumspitze, welche die Schreibfeder haltbarer machte da sie sich nicht abnutzt, kaum korrodiert und ein weiches Gleiten auf dem Papier ermöglicht, 
  • und der gleichmäßig fließenden Tinte, welche das Schreibgerät nicht mehr verstopfte.